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Fotos: Kerstin Schomburg

 

Pressestimmen:

 

"Regisseurin Constanze Hörlin hat die als Monolog angelegte Bühnenfassung von Gottfried Greiffenhagen erweitert – zu einer originellen und sehr heutigen musikalischen Revue. „Ich will ein Glanz werden, der oben ist“, so heißt es im Text – und Glanz heißt im Podium auch: ein Popstar. Vielleicht wie Ally im Kinohit „A Star Is Born“, dessen oscarprämierten Hitsong „Shallow“ Schwab beim Einlass zusammen mit Pianist Vincenzo de Lucia probt. Kinofreunde wissen: Der Film mit Lady Gaga und Bradley Cooper handelt nicht nur vom Aufstieg, sondern auch vom Absturz.

Der Grat dazwischen ist schmal – und Stefanie Schwab lehnt sich eindrucksvoll nach beiden Seiten: mal ein cooles Großstadt-Girl, das Konkurrentinnen mit einem Ellbogenstoß und einem gezischten „Bitch!“ diszipliniert, oder ein Luxusluder, das im (geklauten) Pelz posiert, nach den vielen Rückschlägen der Handlung aber auch ein verwundetes Mädchen. „Die Leute achten einen hoch, wenn man ein Glanz ist“, sagt sie einmal. Aber sie fragt sich auch: „Ob man wohl ein Glanz werden kann, wenn man es nicht von Geburt ist?“

Irmgard Keuns 1932 erschienener Roman „Das kunstseidene Mädchen“ handelt von den gläsernen Wänden, an die eine einfache Frau wie Doris stößt, auch von armseligen Männern, die Frauen „Puppe“ oder „Kind“ nennen. Im Podium ist der Abgrund sichtbar, ein übergroßer Lichterring (Ausstattung: Dorothea Lütke Wöstmann) hängt schief von der Decke, als befände man sich in einem zusammengesunkenen Zirkuszelt. Die Besucherinnen und Besucher sitzen, umkreist von der Bühne.(...)

Und natürlich ist es ein Spaß, wenn Doris für die Aufnahme an der Schauspielschule ein grausiges Mashup aus „Dragostea din tei“ und „Atemlos“ vorsingt. Und Schwabs Interpretation von „My Funny Valentine“ zieht einen beim Zuhören mit zu Boden.

Das gilt freilich für das ganze Stück, das wie der Roman eine einzige Spirale abwärts ist. Diese Inszenierung mit einer herausragenden Darstellerin nimmt das Publikum emotional mit auf diese Reise nach unten. Die wie „A Star Is Born“ mit „Shallow“ endet.

SWP, 16.02.23

DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN

nach dem Roman von Irmgard Keun

Bühnenfassung von Gottfried Greiffenhagen

bearbeitet für das Theater Ulm von Constanze Hörlin

 

Premiere: 14. Februar 2023, 19.30 Uhr

Theater Ulm / Podium

 

INSZENIERUNG Constanze Hörlin 

AUSSTATTUNG Dorothea Lütke Wöstmann 

MUSIKALISCHE LEITUNG Vincenzo De Lucia 

LICHT Kai Pflüger 

DRAMATURGIE Sandra Schumacher 

REGIEASSISTENZ, ABENDSPIELLEITUNG UND INSPIZIENZ Dominique Dietel

 

MIT
Stefanie Schwab, Vincenzo De Lucia 

Anfang der 1930er Jahre schon, fällt der Schatten der Nazi-Diktatur auf die gefährdete Demokratie: Die 18-jährige Stenotypistin Doris hat keine Lust, in der Provinz zu verkümmern. Ihre erste große Liebe hat eine andere gewählt, der Versuch, über die Statisterie ins Rampenlicht zu kommen, ist gescheitert ... Doch an ihrem Traum, ›ein Glanz‹ zu werden, hält sie fest. Der führt sie nach Berlin, wo die glitzernde Scheinwelt der Film- und Schlagerstars mit Flaniermeilen, Kinopalästen und Revuetheatern lockt. Keck macht sie sich auf die Suche nach Glamour und Glück, lässt sich auf Affären ein, die Hoffnung auf den gesellschaftlichen Aufstieg erfüllt sich aber nicht. Doris gerät auf die Schattenseite der Metropole. Sie versucht weiter, ihren Platz im Großstadtleben zu behaupten, stets nah am Abgrund und dennoch mit nimmermüdem Witz und couragiert.

 

Ein »Wirbel von toller Laune, tiefem Gefühl und tragischer und komischer Verstrickung«, der »unwiderstehlich« ist, urteilte Kurt Tucholsky über das Werk. Der 27-jährigen Autorin gelang damit 1932 ein immenser Publikumserfolg, nur wenige Monate später wurde das Buch bei den nationalsozialistischen Bücherverbrennungen als undeutsch geschmäht. 1936 ging Irmgard Keun ins Exil. Ihr scharfsinnig-humorvolles Porträt einer selbstbewussten jungen Frau zählt zu den Klassikern der literarischen Moderne und bewahrt Originalität und Charme auch in der Bühnenfassung.

 

 

 

 

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